Anna Muzik

Metallarbeiterin. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1891    † 1943

 

Lebenslauf

Anna Muzik wurde am 23.9.1891 in Wien geboren. Sie war Metallarbeiterin und Stanzerin. Bis 1934 war sie Mitglied der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreich und der freien Gewerkschaft der Metallarbeiter. Sie arbeitete in den Brown-Boveri-Werken (Wien-Favoriten). Anna Muzik war Mutter von zwei Töchtern.

Widerstand, Verhaftung, Todesurteil

Am 17. 3. 1941 wurde Anna Muzik verhaftet und am 9. 11. 1942 gemeinsam mit Katharina Odwody, Waldemar Rubas und Karl Tomasek (alle hingerichtet) zum Tode verurteilt. Am 23.9.1943 erfolgte ihre Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.

Aus dem Urteil

„Die Angeklagte Anna Muzik hatte schon im Jahre 1937 auf Veranlassung eines gewissen ’Fritz‘ einige Male Spenden für die Revolutionären Sozialisten gegeben, die verhafteten Marxisten und deren Angehörigen zukommen sollten, und später selbst in ihrem Betriebe, den Brown-Boveri-Werken, Spenden gesammelt und hierzu auch aus eigenen Mitteln beigetragen. Anfang 1940 vertrieb sie auf Veranlassung des Leopold Weinfurter, der in den Brown-Boveri-Werken als Pförtner angestellt war, Lose, mit denen Uhren ausgespielt wurden, deren Erlös zur Unterstützung von Angehörigen verhafteter Kommunisten verwendet werden sollte. Sie nahm dies zum Anlass, Weinfurter um Unterstützung für zwei Frauen anzugehen und Weinfurter führte sie im Frühjahr 1940 mit der bereits erwähnten Marie Fischer zusammen, die als Leiterin der Bezirksgruppe Favoriten die Unterstützungsbeiträge verwaltete. (…) Die Angeklagten sind durchwegs Personen reifen Alters, durch die Schule des Marxismus gegangen und haben an dem vom radikalen Flügel der SPÖ und den Kommunisten angezettelten Aufstand im Jahre 1934 mitgemacht. Die ­Losung ’Kampf für ein freies revolutionäres Österreich‘ ist, wie dem Senat bekannt ist, nicht nur durch zahlreiche Flugblätter, sondern auch durch intensive Mundpropaganda unter der Bevölkerung verbreitet worden. Sie kommt auch in dem Namen ’Kommunistische Partei Österreichs‘ zum Ausdruck.“

Von ihrer Tochter, vom 16.5.1943 (Auszug)

"Liebe Mutter! Wenn du auch heute deinen Ehrentag nicht bei uns sein kannst, so lass dich in Gedanken tausendmal küssen und für all deine Liebe und Sorgen, die du um mich und uns gehabt hast, danken. Wenn der Brief auch erst später fällig ist, so sollst du doch wissen, dass wir an dich denken und dich nicht nur heute, sondern immer sehr lieb haben. Deinen ersten Großmuttergruß von Schurl wirst du ja hoffentlich bekommen haben. Er hat Sonntag den 23, seinen großen Tag, er wird getauft um zwei Uhr. Da du ja seine Godl bist, wirst du ja an ihn denken. Onkel Franz nimmt die Vertretung für dich. Freitag den 21. wird Küche und Vorzimmer ausgeputzt, kannst dir denken, dass mir ein bisschen schwummerlich zu Mute ist, wenn alles zusammenkommt, aber ein alter Weana geht nicht unter...!

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1263. Wiener Stern Verlag 2016

Gedenktafel

Ihr Name steht auf der Gedenktafel in Wien 10 (Gudrunstraße 187), wo sich seinerzeit die Brown-Boveri-Werke befanden.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Lisl Rizy, Willi Weinert: "Mein Kopf wird euch auch nicht retten" (Band 3), Stern-Verlag, Wien
  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise

Wir erinnern uns

Sie sind eingeladen, Ihre persönliche Erinnerung an
Anna Muzik nieder zu schreiben.

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